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Dialog zwischen Tanz und Orgel

Ester Ambrosino gastiert in Denstedter Kirche

 

Zu einem Improvisationsabend "Tanz und Orgel" wird am 14. September in die Kirche von Denstedt eingeladen (Beginn: 20 Uhr). Dabei ist die sizilianische Tänzerin Ester Ambrosino zu erleben, die aus der Schule von Pina Bausch hervorgegangen ist und seit einigen Jahren das Tanztheater Erfurt leitet. Sie improvisiert gemeinsam mit Michael von Hintzenstern, der in die restaurierte Liszt-Orgel kürzlich eine Winddrossel einnauen ließ, die den Orgelklang zum Fließen bringt und neue Klang-Horizonte eröffnet.

Das Programm erinnert an die Wurzeln des Tanzes. Es dürfte weithin nämlich unbekannt sein, dass das griechische Wort "Choros" ursprünglich Tanzplatz bedeutete und den Chor der Kleriker vor dem Altar bezeichnete. Der Fachausdruck "Choreographie" erinnert noch daran, dass der Chorus in den antiken Religionen und hellenistischen Mysterien eine Tanzgruppe war. Ausgerechnet jenes Wort wurde bei der Übertragung der hebräischen Bibeltexte in die griechische und lateinische Sprache zur Kennzeichnung des Gotteslobes verwendet! 

In Psalm 149,4 heißt es von den Kindern Zions: "Sie sollen loben seinen Namen im Reigen: mit Pauken und Harfen sollen sie ihm spielen", und in Psalm 150,4 steht die Aufforderung: "Lobet den Herrn mit Pauken und Reigen; lobet ihn mit Saiten und Pfeifen." Wo Luther "Reigen" übersetzt, steht in der griechischen und lateinischen Bibel "chorus", und wo er von Pfeifen spricht, redet die griechische und lateinische Bibel von "organum".


Experimente mit Klangfarben an der Denstedter Liszt-Orgel D

 

Allmählich steigert sich der Ton in Lautstärke und Klang von einem sanften Flüstern zu einem tiefen, wummernden Bass. Immer neue Facetten kommen dazu, als Hintzenstern die Register zieht und eben jenen Regler betätigt, der das wohl ungewöhnlichste Bauteil der historischen Orgel steuert.

Winddrossel nennt sich die Vorrichtung, die Hintzenstern erst im Mai auf der Suche nach neuen Klangerlebnissen in die historische Orgel einbauen ließ. Mit ihr kann die Zufuhr der Luft, die in der Orgel ankommt, stufenlos geregelt werden. Die Folge: Lautstärke und Klang ändern sich je nach Einstellung grundlegend, immer neue Experimente mit Klangfarben und den einsetzenden Obertönen werden möglich.

Die ersten modernen Versuche, den statischen Orgelklang durch das Spiel mit der Luft "zum Fließen" zu bringen, stamme aus den 1960er Jahren, erklärt der Organist. Damals seien unter anderem Staubsauger-Motoren zum Einsatz gekommen. Die Idee hingegen ist bedeutend älter: Bereits im 16. Jahrhundert hatte der italienische Komponist Girolamo Frescobaldi mit den Registerstellungen und den dabei entstehenden "Zwischentönen" experimentiert.

Diese Experimente fortzusetzen, ist das Ziel von Michael von Hintzenstern. Seit er das Schmuckstück in der mit uralten Kastanien umgebenen Dorfkirche entdeckt hat, sind 32 Jahre vergangen. "Seitdem bin ich mit dieser Orgel verheiratet", sagt Hintzenstern schmunzelnd, bevor er sich wieder dem Spiel widmet. Die Sanierung des Turms, des Kirchendachs und schließlich der Orgel selbst hat den Organisten mit Passion für Neue Musik für Jahre in Atem gehalten. Im Mai 2012 ist mit der Winddrossel - deren Einbau natürlich ohne Eingriffe in die historische Substanz des Instruments erfolgte - der vorerst letzte Baustein dazu gekommen.

Dabei ist eigentlich schon die Orgel eine Geschichte für sich: 1860 von zwei Orgelbauern aus der Nähe von Schmalkalden gefertigt, sprach sich die hohe Qualität des Instruments schnell herum. Zusammen mit seinem Kantor Alexander Wilhelm Gottschalg zog es schließlich auch Franz Liszt häufig nach Denstedt, um "Orgelconferenzen" und "Privatkonzerte" durchzuführen. "Ländliche Experimente" nannte Liszt diese Ausflüge ins Weimarer Umland.

Dass Liszt seine Freude an den technischen Neuerungen gehabt hätte, steht für Hintzenstern außer Frage: "Liszt war so offen für Neues, dass er sich der Faszination dieses 'gleitenden Klanglebens' sicherlich nicht verschlossen hätte." Ein spannendes Detail: Offenbar wurden an der Liszt-Orgel bereits vor Hintzensterns Zeiten Klangexperimente durchgeführt. Das verraten kleine Bleistiftmarkierungen, die ein unbekannter Vorgänger des Organisten angebracht hatte, um jenen Punkt zu markieren, an dem ein Pfeifenton in einen anderen Klang "umschlägt".

Die Faszination des Orgelspiels begleitet Hintzenstern bereits seit dem Beginn seiner Laufbahn. Gleich nach seinem Musikstudium hatte er 1979 den namhaften Organisten Gerd Zacher zu einem dreitägigen Avantgarde-Kurs für experimentelle Orgelmusik eingeladen - von staatlicher Seite damals misstrauisch beäugt. Heute veranstaltet er mehrmals im Jahr Konzerte in der kleinen Kirche - und das mit durchaus hochkarätiger Besetzung. So wird am 4. Juli die Tänzerin Ester Ambrosino aus der Schule von Pina Bausch zum Projekt "Orgel und Tanz" in Denstedt zu Gast sein und die Orgelklänge mit Tanzimprovisationen ausschmücken.

Auch am kommenden Wochenende können Musikliebhaber die Wirkung der Winddrossel erkunden: Im Rahmen des bundesweiten "Tags der Musik" wird Hintzenstern seine Orgel erklingen lassen. Neben klassischen Werken von Franz Liszt und Johann Sebastian Bach werden auch Werke von Frescobaldi und John Cage dabei sein - um das Potenzial der Orgel so weit wie möglich auszuschöpfen.
 

Michael von Hintzenstern und seine Projekte in sieben Daten

- Michael von Hintzenstern gründete 1980 das "Ensemble für Intuitive Musik Weimar" (EFIM).

- 1988 initiierte er die "Tage Neuer Musik" in Weimar, die in diesem Jahr zum 25. Mal stattfinden.

- Am 16. Juni ist die Orgel mit der neuen Winddrossel in Denstedt ab 17.00 Uhr im Rahmen des "Tags der Musik" zu hören, der Eintritt ist frei.

- Die Veranstaltung "Orgel und Tanz" mit Ester Ambrosino findet am 4. Juli ab 20.00 Uhr statt. Der Eintritt beträgt zehn Euro, ermäßigt acht Euro.

- Das Zusammenspiel von Barockoboe und Orgel ist bei dem Konzert "Mit Luther durch das Kirchenjahr" am 22. Juli ab 17.00 Uhr zu hören. Der Eintritt beträgt sechs Euro, ermäßigt vier Euro.

- Gemeinsam mit dem Harvard-Professor Hans Tuschku findet am 29. Juni ab 17.00 Uhr eine Klangreise des EFIM in der Erfurter Kirche "St. Peter und Paul" statt.

- Im Rahmen des Sound Art Happening 2012 am 30. Juni ist die Welturaufführung des Stücks "Über die Grenze" von Karlheinz Stockhausen (1928-2007) geplant.

© 1997 ff. neue musikzeitung

Dada-Orgel:

“Der sanfte Gesang der Erdrosselten”


Unter dieser Überschrift berichtete die “Thüringische Landeszeitung” am 16. Mai 2012 über den Einbau einer elektronischen Winddrossel in die Liszt-Orgel von Denstedt, mit deren Hilfe die Windzufuhr über die Geschwindigkeit des Orgelmotors stufenlos gesteuert werden kann.  Dadurch wird es möglich, den sonst starren Orgelklang “zum Fliessen” zu bringen und ein vielfältiges Spektrum bisher unvorstellbarer Klänge zu erzeugen!









Bereits Franz Liszt traf sich hier 1860 mit seinem “legendarischen Kantor” Alexander Wilhelm Gottschalg zu “ländlichen Klangexperimenten”. Darauf weisen - neben ihrer Korrepondenz - Bleistifmarkierungen an einzelnen Registern hin. Was dem “Zukunftsmusiker” noch als Vision erschien, kann nun mit den technischen Möglichkeiten unserer Zeit realisiert werden. Die Dekomposition des traditierten Orgelklangs ist dabei mit der Auflösung der Sprache durch die Dadaisten vergleichbar, die neue Horizonte eröffnete.


Folgende Veranstaltungen sind an der

“Dada-Orgel” geplant:


Mittwoch, 17. April, 20.00 Uhr

KLANG-RAUSCH-ORGEL                                                                                                        www.lisztorgel.de

Dadaistische Klangorgie!

Michael von Hintzenstern, Orgel

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26. Tage Neuer Musik in Weimar (30. 10 bis 2. 11 2013)

Neue Musik in Thüringenhttp://www.neue-musik-thueringen.de/http://livepage.apple.com/shapeimage_6_link_0

DADADISKO

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